Meine Ausbildung zur Huforthopädin VSHO 

Ein kleiner Bericht über die Ausbildung zur Huforthopädin an der Fachschule für Huforthopädie Schweiz -  FHS
Ausbildungszeitraum  08.2019 - 09.2022 
Staffel 6

Mai 2024

Einleitung

Mit dem starken Wunsch, meine Kenntnisse im Bereich der Pferde weiter zu vertiefen, suchte ich nach einer Weiterbildung, die nicht nur fundiertes Wissen vermittelt, sondern auch eine praxisnahe Ausbildung mit einer qualifizierten Begleitung sowie vielseitigen Referenten und Themen bietet.

Nach eingehender Recherche stiess ich auf die Fachschule für Huforthopädie, die meinen Erwartungen genau entsprach. Nach einem ausführlichen Gespräch mit Mélanie Stucki, der Inhaberin der Fachschule für Huforthopädie Schweiz (FHS), im April 2019 war für mich klar, dass ich mich für den bevorstehenden Ausbildungsstart im August 2019 anmelden würde. 

Voller Neugierde, Vorfreude und gespannt auf die bevorstehenden Erfahrungen begann ich zusammen mit neun weiteren Teilnehmern meine Ausbildung zur Huforthopädin. 

Fakten über die Ausbildung bei der FHS

Die Ausbildung zur Huforthopädin wird nebenberuflich absolviert und erstreckt sich über einen Zeitraum von drei Jahren.
An zwei Tagen im Monat werden sowohl theoretische als auch praktische Inhalte gemeinsam erlernt, wobei rege Diskussionen und Austausch stattfinden.
Nebst den insgesamt mind. 64 Ausbildungstage absolvieren alle Huforthopäden in der Ausbildung ein begleitetes Praktikum, dabei werden die Hufe selbständig bearbeitet und durch die Ausbildungsleiter kontrolliert.

Die Ausbildung ist in zwei Blöcke unterteilt: Nach anderthalb Jahren (Block 1) erfolgt eine Zwischenprüfung, und nach weiteren anderthalb Jahren (Block 2) wird die Ausbildung mit einer Abschlussprüfung abgeschlossen.

Nach erfolgreichem Abschluss der Abschlussprüfung erhältst du eine Bestätigung über den Abschluss einer fachspezifischen, berufsunabhängigen Ausbildung gemäß Artikel 102 Absatz 5 der Tierschutzverordnung. Diese Bestätigung ist erforderlich, um die kantonale Genehmigung für die gewerbliche Hufpflege bei Pferden zu beantragen.


Die Ausbildungsinhalte:

  • Anatomie und Biomechanik des Hufes und des  gesamten Bewegungsapparates


  • Huforthopädie in der Theorie und Praxis


  • Physiologie und Pathophysiologie des Hufes und des gesamten Bewegungsapparates


  • Lahmheitsdiagnostik

  • Röntgendiagnostik


  • Rechtsgrundlagen


Einführung in weitere Gebiete wie:

  • Physiotherapie

  • Stoffwechsel und Fütterung


  • Kinesiologie


  • Homöopathie


  • die Hirudotherapie (Blutegeltherapie)



Weitere Fakten und Informationen findet auf der Website der FHS, klickt dafür einfach auf den Button.

Block 1 - august 2019 bis April 2021

Am 17. August 2019 begann unsere Ausbildung in Düdingen. Zum ersten Mal trafen wir uns in einem Theorielokal und ich spürte sofort die Motivation, das Interesse und die Vorfreude, die jeder von uns mitgebracht hat.

Unsere Gruppe bestand aus 10 Personen, einige mit Erfahrung in der Huforthopädie, andere, die noch nie ein Hufmesser in den Händen gehalten hatten – ein vielfältiger Mix an Kenntnissen und Fähigkeiten.

Nachdem wir uns kennengelernt hatten, begannen wir das Abenteuer unserer dreijährigen Ausbildung. Wir starteten mit den Grundlagen der Anatomie und der Hufbeurteilung (Hufbefund). Diese bilden das Fundament unseres Verständnisses für unsere Arbeit. Die Beurteilung von Hufsymptomen gibt uns Hinweise darauf, wie wir die Bearbeitung angehen sollten. In Verbindung mit dem Wissen über Anatomie und Biomechanik können wir so eine optimale Bearbeitung durchführen.

Schritt für Schritt tauchten wir tiefer in die Anatomie der Pferde ein, nicht nur mit Fokus auf den Huf, sondern auch darauf, das Pferd als Ganzes zu betrachten. Das bedeutete, dass wir uns ein Verständnis für den gesamten Bewegungsapparat aneigneten: Knochen, Sehnen, Bänder, Muskeln – ihre Lage, Funktionen und Namen wurden Stück für Stück erarbeitet und wiederholt.

Neben der Anatomie lernten wir die Huforthopädische Bearbeitung theoretisch kennen: Welche Werkzeuge verwendet werden, wie wir am Pferd vorgehen, Arbeitssicherheit, Umgang mit Kunden und den geordneten Arbeitsablauf.

Hufkrankheiten wurden ausführlich besprochen und mit anschaulichen Fotos, Röntgenbildern und Erfahrungsberichten veranschaulicht. So waren auch diese Themen nicht rein theoretisch, sondern immer praxisbezogen – sowohl ihre Entstehung, ihr Verlauf als auch ihre Behandlung.

Nebst den Themen die Mélanie und ihr Team intern unterrichten hatten wir in der gesammten Ausbildung immer wieder externe Dozenten, so durften wir zum Beispiel von  Dr. med. vet. Martha Räber im Tierspital Zürich mehr über die Mikroskopische Anatmoie erfahren und mittels echten Präparaten und dem Equipment des Tierspital in die kleinsten Teile der Anatomie eintauchen.

Von Jasmin Schädler durften wir mehr über das grosse Sortiment der Hufschuhe erfahren und sie gab uns mit ihrer Langjährigen erfahrungen wichtige Tips und Tricks mit.

Dieser Text kann bei weitem nicht das gesamte Repertoire an Theorie vermitteln, das wir erlernen durften. Die Theorie war anspruchsvoll aufgebaut, da die Anforderungen an das Wissen sehr hoch sind. Dennoch wurde jedes Thema ausführlich behandelt und durch die Mischung aus Theorie und Praxis sehr anschaulich vermittelt.

Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Praxistag. Da ich zuvor nur als Zuschauer in Berührung mit der Huforthopädie gekommen war, hatte ich keine Ahnung von der Herangehensweise und der Handhabung der Werkzeuge. Was bei einem geübten Huforthopäden ziemlich einfach aussieht, hat sich als sehr anspruchsvoll in seinen Feinheiten herausgestellt.

Aber auch hier, gut begleitet und unter Anweisung von erfahrenen Ausbildern, konnten wir unsere ersten Erfahrungen an Tothufen sammeln. Mit den Tothufen hatten wir unter anderem die Chance, etwas tiefer zu schneiden als normal und so die ersten Einblicke in das Innenleben eines Hufes zu gewinnen.

Nach und nach gewann ich an Sicherheit und Übung, und relativ schnell durfte ich meine erste Bearbeitung an einem Pferd durchführen. Nach einem ausgiebigen Hufbefund und dem Besprechen meiner Herangehensweise an die Bearbeitung legte ich los.
Ich merkte schnell, Mélanie und ihr Team wollten uns immer selbständig am Pferd lernen lassen, natürlich unter guter Begleitung, ganz nach dem Moto : Am besten lernst du es, wenn du es machst.

Die Praxistage waren für mich immer das Schönste. Den ganzen Tag mit guten Leuten rund um verschiedene Pferde zu sein, alle Rassen, Altersgruppen und Hufsituationen beurteilen, anschauen und bearbeiten zu dürfen. Jeder war immer voll motiviert, es entstanden rege Diskussionen, und das Zusammenarbeiten stand wie immer an oberster Stelle.

Wie bei der ganzen Ausbildung merkte man, dass der Verband der Huforthopäden zusammenarbeiten, sich gegenseitig helfen und Wissen weitergeben möchte. Das Wohl der Pferde steht immer an oberster Stelle.

Die ersten 1,5 Jahre vergingen wie im Flug, und schon stand die Zwischenprüfung bevor. Dabei wurde die gesamte Theorie aus dem ersten Block in einer schriftlichen Prüfung getestet, und auch unsere praktische Arbeit wurde geprüft. Ein Hufbefund sowie eine Bearbeitung standen auf der Prüfungsordnung. Die Lernzeit war sehr intensiv, und trotz guter Vorbereitung waren alle etwas nervös.
Nach einem intensiven Prüfungswochenende durften alle 10 Teilnehmer einen positiven Zwischenprüfungsbericht entgegennehmen. 

Block 2 - April 2021 bis august 2022

Nach der Zwischenprüfung starteten wir mit einem sehr spannenden Wochenende, das Sezieren eines Pferdebeins stand auf dem Programm. So hatten wir die Möglichkeit, die erlernte Anatomie einmal in der Realität zu sehen. Die Faszien, Sehnen, Bänder, Knochen und Lederhäute konnten Schritt für Schritt freigelegt werden, was zu einem noch grösseren Verständnis für die Mechanismen und Abläufe im Huf führte. Sogar die Durchblutung, Arterien und Venen wurden sichtbar, und wir erhielten einen äusserst spannenden Einblick in diese faszinierenden Strukturen. 

Im zweiten Block begann auch unser Einzelpraktikum, welches ein Bestandteil für die Zulassung zur Abschlussprüfung ist. Wir betreuten min. drei Pferde und führten deren Bearbeitung durch. Beim ersten Termin wurden wir von einem ausgebildeten Huforthopäden begleitet, und die Hufsituation vor Ort wurde besprochen. Es wurden Huffotos angefertigt und eine Erstbearbeitung durchgeführt. Nach der Bearbeitung wurden erneut Fotos gemacht. Diese Fotos, ein kleiner Bericht sowie eine Aufzeichnung unserer geleisteten Praxisstunden gingen an Mélanie zur Kontrolle. So konnte Mélanie unsere Arbeit begutachten und zu jeder Bearbeitung eine Rückmeldung geben. Die Hufsituation sowie unsere geleistete Arbeit konnten über die Praktikumsdauer von zehn Monaten beobachtet und mit uns besprochen werden. Über diese Praktikumspferde wird am Ende der Praktikumszeit ein Berichtsheft erstellt. Dieses Berichtsheft ist neben dem grossen Lernwert die Zulassung zur Abschlussprüfung. 
(Meine Berichtshefte habe ich ebenfalls auf meiner Homepage freigeschaltet, unter Huforthopädie VSHO sind sie zu finden.)

Neben den fortgeschrittenen theoretischen Einheiten, die Mélanie und ihr Team vermittelten, durften wir immer wieder von weiteren externen Dozenten lernen.
Dr. med. vet. Thea Rhyner & Beat Wampfler vom NPZ führten uns detailliert in die Lahmheitsdiagnostik ein. Ihre umfangreiche Expertise ermöglichte es uns, Einblicke in Diagnose, Behandlung und den Verlauf von Lahmheiten zu gewinnen.

Mit Christiane Hermann widmete wir uns zwei Tage lang dem Thema Kinesiologie und Energielehre. Auch hier konnten wir sowohl theoretische Grundlagen als auch praktische Anwendungen an uns selbst und an Tieren erlernen und bestaunen.

Françoise Rickli, eine erfahrene Huforthopädin und ehemalige Ausbilderin für Huforthopäden in der Schweiz, lehrte uns in mehreren Modulen alles über Hufrehe. Sie vermittelte uns praxisnah die verschiedenen Typen, Diagnose- und Behandlungsmethoden von Hufrehen anhand ihres umfangreichen Wissens und ihrer langjährigen Erfahrung. Wir lernten das anbringen von Hufverbänden und erhielten anhand zahlreicher fotografischer Beispiele Einblicke in die praxisnahe Behandlung solcher Fälle. Ergänzend zu diesem Thema vertieften wir unser Wissen über die Fütterung und den Stoffwechsel durch Christina Fritz.

Diese Zusammenfassung kann natürlich nicht alle Themen erfassen, die wir sowohl von externen Dozenten als auch direkt von Mélanie und ihrem Team gelernt haben.

Die Ausbildung zur Huforthopädin an der Fachschule für Huforthopädie ist äusserst fundiert und bietet einen umfassenden Rahmen, um das Thema Huf und dessen Bearbeitung zu erlernen. Obwohl die Ausbildung intensiv ist, regen die vielfältigen Themen und die entfachte Faszination stets zum Lernen an. Ich habe das vermittelte Wissen förmlich aufgesogen.

Als Pferdetrainerin fand ich zusätzlich die übergreifenden Themen, die von externen Dozenten vermittelt wurden, sehr bereichernd. Den Einblick in die Biomechanik, den Bewegungsapparat und die Zusammenhänge vom Huf auf die Muskeln und den innenliegenden Strukturen.

Nach Abschluss der Ausbildung fühlte ich mich bestens auf die tägliche Arbeit als Huforthopädin vorbereitet und konnte die Fragen der Pferdebesitzer kompetent und selbstbewusst beantworten.

Die Ausbildung ist sehr praxisorientiert und ermöglicht einen gut vorbereiteten Start in die Selbstständigkeit.
Auch nach Abschluss der Ausbildung besteht die Möglichkeit, Rückfragen zu stellen und spezielle Fälle mit Fachpersonen zu besprechen. Der regelmässige Erfahrungsaustausch des VSHO sowie Gespräche mit verschiedenen Verbandsmitgliedern stärken den Zusammenhalt und den gemeinsamen Wunsch, das Beste für die Pferde zu erreichen.

Jährlich werden Weiterbildungen rund um das Thema Huf und Pferd absolviert, und gemeinsam besuchen wir spannende Vorträge und Fachtagungen.

Als Pferdebesitzerin und -trainerin bin ich von dieser Ausbildung überzeugt und würde sie ohne Zweifel immer wieder wählen.

Ich möchte mich in diesem Rahmen nochmal herzlich bei Mélanie und ihrem ganzen Team bedanken für diese wirklich sehr wertvolle und fundierte Ausbildung. Für ihren Einsatz und die "rund um die Uhr" Betreuung. Ich bin froh und Dankbar ein Teil des Verband zu sein und freue mich auch in den kommenden Jahren zusammen die Huforthopädie auszuführen und so für das Wohl unserer Pferde zu arbeiten.