Zusammen grosses erreichen

If you wanna go fast, go alone. If you wanna go far, go together. 

März 2024

Einleitung

Die folgenden Zeilen sind das Ergebnis meiner spontanen Gedanken, die immer wieder meinen Kopf durchstreifen und vielleicht dazu anregen können, nicht nur im Kontext des Reitsports, sondern auch darüber hinaus, neue Perspektiven zu betrachten. In diesem Gedankenexperiment habe ich mich bewusst von formalen Strukturen gelöst und meine Gedanken direkt auf Papier gebracht.

Im letzten Abschnitt "Mein Wunsch" habe ich insbesondere über Fachpersonen gesprochen – warum?

Das fachliche Wissen, insbesondere die Fakten über das Lebewesen Pferd, die durch Wissenschaft und Medizin bereitgestellt werden, sollten zweifellos als Grundlage dienen, auf der Erfahrungen, Diskussionen und Studien aufbauen können. 
Unter dem Begriff "Fachperson" verstehe ich dabei einfach jemanden, der sich dieser Fakten bewusst ist und auf dieser Basis fundierte Diskussionen führen kann. Oder aber auch jemanden, der offen ist, sich ein solches Wissen anzueignen und damit seinen Horizont zu erweitern. 

Faszination Pferd

Wenn ich auf meine Reise als Pferdetrainerin und Huforthopädin zurückblicke, wird mir immer wieder bewusst, wie sehr wir alle, die sich beruflich oder auch privat der Reiterei widmen, eine tiefgreifende Gemeinsamkeit teilen: unsere bedingungslose Liebe zu Pferden. Es ist diese unbeschreibliche Faszination für diese majestätischen Tiere, die uns vereint und antreibt, jeden Tag unser Bestes zu geben, um ihnen ein glückliches und gesundes Leben zu ermöglichen.

Vom ersten Augenblick im Stall bis zu den herausfordernden Trainingsstunden und den stillen Momenten der Hufpflege spüre ich immer wieder die innige Verbindung zu unseren vierbeinigen Freunden. Es ist mehr als nur ein Beruf oder eine Leidenschaft; es ist eine Lebensweise, die von einer tiefen Wertschätzung für die Schönheit und den Geist der Pferde geprägt ist.

Unsere Zeit verbringen wir damit, Bücher zu studieren, an Seminaren teilzunehmen und uns nach bestem Wissen weiterzubilden. In diesem Bereich gibt es zahlreiche Facetten: Haltung, Pflege, Gesundheit, Biomechanik, Training, Fütterung, Hufpflege – um nur einige zu nennen. Jeder Reiter und jede Reiterin widmet sich seinem eigenen "Herzensprojekt" rund um das Thema Pferd und sammelt dabei eine wertvolle Fülle an Wissen an.

Wir werden von denjenigen gelehrt, die diesen Weg bereits vor uns gegangen sind – durch ihre Studien, ihre jahrelange Erfahrung und ihre aufmerksamen Beobachtungen haben sie ihr Wissen erlangt. Diese Menschen geben ihr Wissen grosszügig weiter, nicht aus dem Streben nach Reichtum oder Ruhm, sondern um Menschen mit der gleichen Leidenschaft die Möglichkeit zu geben, auf ihrem reichen Erfahrungsschatz aufzubauen.
Dies legt den Grundstein für ein Wissen von unschätzbarem Wert!

Unsere Zeit hier ist begrenzt, ebenso wie die Möglichkeit Wissen zu erlangen. Doch wenn das Wissen der vorherigen Generationen weitergegeben und ausgebaut wird, wird es wachsen und das Verständnis für den Reitsport und das Wesen des Pferdes stetig vertiefen.

Genau das ist es, was ich mir für unseren Sport wünsche – eine endlose Weitergabe von Wissen, die uns alle auf unserem Weg bereichert und das Band und das Verständnis zwischen Mensch und Pferd noch enger knüpft.

Viele Meinungen, Gedanken und Erfahrungen

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der Reitsport als eine faszinierende Symbiose zwischen Mensch und Pferd entwickelt. Diese lange und reiche Geschichte hat eine Vielzahl von Gedanken, Meinungen und Erfahrungen hervorgebracht, die die Vielfalt und Tiefe des Reitsports widerspiegeln.

Von den antiken Reitern der Griechen und Römer bis zu den ritterlichen Traditionen des Mittelalters und den modernen Disziplinen des heutigen Reitsports haben sich zahlreiche Perspektiven und Herangehensweisen herausgebildet. Jede Ära, jede Kultur und jede Region hat ihren eigenen Beitrag zu diesem facettenreichen Gewebe aus Traditionen, Techniken und Philosophien geleistet.

Die Bandbreite der Erfahrungen im Reitsport ist ebenso breit gefächert wie die Landschaft, die ein Reiter auf seinem Weg durchstreift. Von den sanften Hügeln der klassischen Dressur bis zu den wilden Abenteuern des Distanzreitens, von der ruhigen Gelassenheit des Westernreitens bis zur aufregenden Dynamik des Springens – jeder Reiter und jede Reiterin hat ihre eigenen Erlebnisse und Einsichten gesammelt.

Doch nicht nur die Erfahrungen im Sattel prägen die Vielfalt der Gedanken und Meinungen zum Reitsport. Auch die Diskussionen über Tierwohl, Ausbildungsmethoden, Ausrüstung und Wettkampfregeln tragen dazu bei, dass sich eine reiche Palette von Ansichten und Standpunkten entwickelt hat.

Einige mögen die traditionellen Wege bevorzugen, während andere neue und innovative Wege suchen. Manche setzen den Fokus auf die Partnerschaft und das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd, während andere die technischen Aspekte des Reitsports erforschen und perfektionieren.

In diesem breiten Spektrum von Gedanken, Meinungen und Erfahrungen zeigt sich die lebendige und dynamische Natur des Reitsports. Es ist ein stetiger Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Tradition und Fortschritt, der den Reitsport zu einem unerschöpflichen Quell der Inspiration und des Lernens macht.

Offen sein

Inmitten der Vielfalt und Dynamik des Reitsports liegt eine wichtige Tugend, die uns alle verbindet: Offenheit.
Die Offenheit für neue Erfahrungen, für unterschiedliche Perspektiven und für die Geschichten anderer Pferdemenschen.
Ganz egal ob Trainer, Reiter, Hufschmied oder Pferdewissenschaftler, jeder durchläuft seine eigene Reise im Umgang mit diesen faszinierenden Tieren.
Wir lesen verschiedene Bücher, diskutieren und forschen über unterschiedliche Themen und setzen uns mit vielfältigen Ansätzen auseinander – doch letztendlich ist unser Ziel dasselbe: das Wohl unserer Pferde.

Es ist diese gemeinsame Motivation, die uns dazu bringen sollte, offen zu sein für die Erfahrungen anderer. Wir alle streben danach unseren Pferden zu helfen und ihr Wohlbefinden zu fördern.Diese Grundüberzeugung vereint uns, unabhängig von unseren unterschiedlichen Ansichten und Methoden.

Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir niemals die Offenheit verlieren. Wir sollten bereit sein, zuzuhören, nachzuforschen und über die Erfahrungen anderer nachzudenken und zu diskutieren – ohne Vorurteile, sondern mit einer Neugierde, die uns dazu antreibt, mehr über die Vielfalt des Pferdesports zu erfahren.

Natürlich sollten wir nicht alles blind glauben, was uns erzählt oder geschrieben. Doch wir sollten bereit sein, neue Informationen aufzunehmen, zu prüfen und darüber zu diskutieren ganz ohne jegliche Verurteilung. Denn nur durch Offenheit können wir unser Wissen erweitern, unsere Fähigkeiten verbessern und letztendlich das Beste für unsere geliebten Pferde erreichen.
In diesem stetigen Prozess des Lernens und Austauschs liegt für mich die Essenz dessen, was es bedeutet, Teil der Pferdewelt zu sein.
Lasst uns also gemeinsam offen sein für neue Erfahrungen, für die Vielfalt der Meinungen und für die unendliche Möglichkeit, voneinander zu lernen.

Mein Wunsch zusammen grosses zu erreichen

In diesem Abschnitt möchte ich meine Vision aufzeigen: Fachpersonen sollten offen für den Austausch und die Zusammenarbeit sein, ohne die Angst, dass ihre Fachkompetenz in Frage gestellt wird, wenn sie bei einem Thema eine Diskussion eröffnen oder um andere Perspektiven oder Hilfe bitten.

Die Welt des Reitsports und der Pferdehaltung ist reich an Fachwissen und Expertise, die durch jahrelange Erfahrung und intensive Studien gewonnen wurde. Doch trotz dieses umfangreichen Wissens gibt es immer wieder Situationen, in denen selbst die erfahrensten Fachpersonen an ihre Grenzen stossen oder neue Perspektiven benötigen.

Mein Wunsch ist es, dass wir als Pferdemenschen eine Kultur der Offenheit und Zusammenarbeit schaffen, in der es selbstverständlich ist Hilfe anzubieten und anzunehmen. Fachpersonen sollten sich nicht scheuen, ihre Unsicherheiten zuzugeben oder um Unterstützung zu bitten, ohne dass ihre Fachkompetenz in Frage gestellt wird.

Gemeinsam können wir so viel mehr erreichen als alleine. Indem wir unser Wissen teilen, voneinander lernen und zusammenarbeiten, können wir innovative Lösungen finden die das Wohl der Pferde fördern und den Reitsport als Ganzes voranbringen.

Es ist an der Zeit, dass wir die Barrieren abbauen, die uns daran hindern, gemeinsam Grosses zu erreichen. Lasst uns die Angst vor dem Urteil anderer überwinden und stattdessen die Stärke in der Zusammenarbeit erkennen. Nur so können wir die Zukunft des Reitsports gestalten und eine Welt schaffen, in der Pferde und ihre Betreuer gleichermassen gedeihen können.

Diese Vision sollte in unserem täglichen Miteinander Gestalt annehmen. Dafür brauchen wir nicht immer Foren, Fachtagungen oder Messen. Vielmehr geht es darum, im Alltag miteinander zu kooperieren – sei es auf Reitplätzen, in Stallungen oder während der täglichen Arbeit mit den Pferden. Wir sollten Hemmungen abbauen und beginnen, miteinander zu reden. Indem wir Fragen stellen und neugierig sind, können wir voneinander lernen und gemeinsam wachsen.

Offenheit für andere Ansichten ist das A und O. Letztendlich liegt es an uns zu entscheiden, ob wir diese Ansichten in unsere Arbeit integrieren möchten oder nicht. Doch allein die Bereitschaft, zuzuhören und andere Perspektiven zu verstehen, bereichert unser Verständnis und eröffnet neue Möglichkeiten für die Betreuung unserer Pferde und die Weiterentwicklung des Reitsports.