Ein "Verlasspferd" ist kein zufall!
Oktober 2024
Ein Verlasspferd – Ein zuverlässiger Partner in jeder Situation
Was bedeutet es, wenn man von einem "Verlasspferd" spricht?
Für mich ist ein Verlasspferd weit mehr als nur ein Pferd, das in jeder Situation ruhig bleibt. Es ist ein Pferd, das sich gut einschätzen lässt – ein Pferd, das seine Unsicherheiten zeigen darf, ohne dabei in gefährliche Reaktionen zu verfallen. Es bleibt stets handelbar und kontrollierbar, egal ob im Alltag, auf einem Turnier, im Gelände oder sogar in Gefahrensituationen.
Ein Verlasspferd muss dabei nicht abgestumpft sein. Es darf weiterhin auf seine Umgebung reagieren und zeigen, wenn es aufgeregt oder verunsichert ist, so kann es neue Erfahrungen sammeln und daran Wachsen.
Aber das Besondere an einem Verlasspferd ist, dass es sich in diesen Momenten am Menschen orientiert und so schnell wieder in einen Zustand der Gelassenheit zurückfindet. Es ist dieser gegenseitige Respekt und das Vertrauen, das Mensch und Pferd miteinander verbindet und ein Verlasspferd zu dem macht, was es ist – ein verlässlicher Partner, auf den man sich in jeder Situation verlassen kann.
Ein Verlasspferd ist kein Zufall!
Ein Verlasspferd zu haben, ist kein Glücksfall und schon gar nicht eine Frage der Rasse. Es ist das Ergebnis von richtigem Training, konsequenter Arbeit und einer Menge Geduld.
Verlasspferde entstehen durch gezieltes Üben in verschiedenen Situationen und durch das Arbeiten an sich selbst und dem Pferd. Als Pferdebesitzer oder Reiter ist es wichtig, dem Pferd die Verantwortung für kritische Situationen abzunehmen und selbst ruhig und gelassen zu bleiben – so wird das Pferd lernen, sich an uns zu orientieren.
Pferde sind hochsensible Tiere und nehmen ihre Umgebung viel intensiver wahr, als wir es oft vermuten. Genau deshalb ist es unsere Aufgabe, ihnen Sicherheit zu vermitteln und mit klarem, geduldigem und konsequentem Training Vertrauen aufzubauen.
Nur so entsteht das, was wir als Verlasspferd bezeichnen.
Die Rolle von uns als Pferdebesitzer
Als Pferdebesitzer tragen wir eine grosse Verantwortung in der Ausbildung unserer Pferde. Es ist unsere Aufgabe, uns nicht nur Wissen und Fähigkeiten anzueignen, sondern auch unser Denken und Handeln kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Unser Ziel sollte es sein, durch Hilfe von Trainern und Weiterbildungen zu den Trainern unserer eigenen Pferde zu werden, damit wir sie auch im Alltag gezielt fördern können. Doch neben der reinen Technik spielt unsere innere Einstellung eine entscheidende Rolle.
Unsere Körpersprache, unser Bewusstsein für die eigene innere Haltung und das Vertrauen zu unserem Pferd sind Schlüsselelemente im Training. Wir müssen lernen, in jeder Situation ruhig, souverän und konsequent zu handeln.
Pferde orientieren sich stark an ihrer Umgebung und nehmen unsere Emotionen sowie innere Anspannung sehr schnell wahr. Indem wir die Verantwortung für die Situation übernehmen und unserem Pferd vermitteln, dass keine Gefahr besteht, schaffen wir die Grundlage für Vertrauen.
Ein gutes, konsequentes und geduldiges Training, gepaart mit der richtigen inneren Haltung, hilft dem Pferd, uns als verlässlichen Partner zu sehen. So legen wir den Grundstein dafür, dass unser Pferd zu einem Verlasspferd werden kann.
Das richtige Training: Konsequenz, Geduld und der Weg zur Routine
Ein Verlasspferd entsteht nicht durch einen kurzen, intensiven Trainingszeitraum – es ist das Ergebnis eines kontinuierlichen, geduldigen Prozesses. Dabei geht es nicht nur darum, dem Pferd bestimmte Fähigkeiten beizubringen, sondern sich gemeinsam mit dem Pferd auf den Weg der Ausbildung zu begeben. Selbst ein hervorragend ausgebildetes Pferd kann wieder "schwierig" werden, wenn das Training im Alltag vernachlässigt wird. Deshalb ist es entscheidend, dass die Ausbildung konsequent fortgeführt wird.
Trainer legen zwar den Grundstein, indem sie dem Pferd die Basisfertigkeiten vermitteln und es durch Phasen des Lernens begleiten, doch was ein Pferd letztlich zu einem Verlasspferd macht, ist das tägliche Training und die gelebte Routine. Wiederkehrende Situationen im Alltag schaffen Sicherheit – sowohl für den Menschen als auch für das Pferd. Es sind diese ständigen Wiederholungen, die das Pferd zunehmend gelassener und auf verschiedenste Herausforderungen vorbereitet machen.
Gemeinsam neue Situationen zu erleben und zu erkennen, dass sowohl der Mensch als auch das Pferd wissen, wie sie reagieren müssen, ist ein zentraler Bestandteil des Prozesses. Der Grundstein für ein Verlasspferd ist oft schnell gelegt, doch es braucht Monate, manchmal sogar Jahre, um durch ständiges Üben die nötige Routine zu festigen. Ein Trainer kann diese Grundlagen schaffen, aber nur der Pferdebesitzer selbst, durch regelmäßiges Training und aktive Teilnahme, wird das gewünschte Ziel langfristig erreichen.
Ein Trainer ist wichtig, um den Grundstein zu legen und das Pferd durch die Phasen des Lernens zu begleiten – insbesondere, wenn es um tief verankerte Instinkte wie Flucht oder das Bedürfnis, bei der Herde zu sein geht. Jedoch erachte ich es als sehr wichtig dass der Pferdebesitzer selbst aktiv mitwirkt, das Gelernte verinnerlicht und regelmässig mit seinem Pferd anwendet.
Ein Pferd orientiert sich stark am Menschen, und genau deshalb ist es wichtig, dass auch du als Pferdebesitzer eine gewisse Routine entwickelst. Mit der Zeit wirst du durch regelmässiges Training nicht nur dein Pferd, sondern auch dich selbst weiterentwickeln.
Am Anfang kann ein Trainer dir helfen diese Routine zu etablieren, doch mit der Zeit wirst du merken, dass du immer mehr Selbstbewusstsein und Gelassenheit gewinnst und die Situationen alleine meistern kannst.
Routine ist nicht nur für das Pferd entscheidend, sondern auch für den Menschen, der mit ihm zusammenarbeitet.
Pferdetyp und Charakter
Jedes Pferd bringt seinen eigenen Grundcharakter und sein Temperament mit in das Training. Doch das bedeutet nicht, dass auch ein hochsensibles oder sehr aktives Pferd zu einem Verlasspferd werden kann.
Der Weg mag bei solch einem Pferd länger und herausfordernder sein, aber mit Geduld und konsequentem Training kann jedes Pferd, unabhängig von Grösse, Rasse oder Alter, lernen ein verlässlicher Partner zu werden.
Es gibt keine Einschränkungen, wenn es darum geht, ein Verlasspferd zu formen – der Wille, der richtige Ansatz und die nötige Geduld zählen.
Euer individueller Weg zu eurem Verlasspferd
Der Weg zu einem Verlasspferd ist ein Prozess, der Geduld, Konsequenz und Training erfordert.
Aber eines ist sicher: Jeder kann diesen Weg gehen. Egal, welches Pferd ihr habt, ob jung oder alt, gross oder klein, ruhig oder temperamentvoll – mit dem richtigen Ansatz, der nötigen Geduld und vor allem mit der Bereitschaft, euch selbst weiterzuentwickeln, könnt ihr das Fundament für eine tiefe, verlässliche Partnerschaft legen.
Der Schlüssel liegt darin, dass ihr und euer Pferd gemeinsam lernt. Es ist nicht nur das Pferd, das sich durch Training verändert, auch ihr als Besitzer werdet neue Fähigkeiten und Erkenntnisse gewinnen, die euch helfen, selbstbewusster und gelassener zu werden. Jeder Schritt, den ihr gemeinsam macht, bringt euch näher an euer Ziel – ein Pferd, auf das ihr euch in jeder Situation verlassen könnt.
Vertrauen, Routine und Konsequenz sind die Bausteine, auf denen Verlasspferde entstehen. Und euer individueller Weg wird einzigartig sein und mit Hingabe und dem richtigen Training könnt ihr jedes Hindernis meistern.
Seid mutig und geduldig – es lohnt sich, diesen Weg gemeinsam mit eurem Pferd zu gehen.